Dachausbau1150

Anerkennung Stadterneuerungspreise 2012

Frauen mit Kindern oder Schwangere, die in Krisensituationen nach einer Wohnmöglichkeit suchen sind leider keine Seltenheit. Die Caritas-Wien ist eine der sozialen Organisationen, die dabei Hilfestellung bietet. Im September 2009 wurde der Spatenstich für das zweite Mutter-Kind Haus der Caritas-Wien im 15. Wiener Gemeindebezirk gesetzt. Architekt Aichberger hat die Planung für dieses äußerst sensible Projekt, bei dem ein Teil eines alten Zinshauses zu einem Übergangsquartier für Mütter und Schwangere adaptiert wurde, übernommen und zeichnet für den Entwurf verantwortlich.

Die Intention der Caritas, den typischen Heimcharakter durch den Einzug in ein zum Teil vermietetes Haus zu vermeiden, soll den Frauen den Weg in ein selbstständiges Leben erleichtern. Für die Planer bedeutet dies wiederum die Komponente der Kommunikation mit den vorhandenen Bewohnern in den Planungs- und Bauprozess aufzunehmen.

Das Herzstück des Projektes ist das „Mutter-Kind Akutaufnahmezentrum“, das im 2-geschoßigen Hoftrakt der Liegenschaft eingerichtet wird. Tag und Nacht soll hier bis zu 6 Frauen in Notsituationen eine unbürokratische Anlaufstelle und kurzfristige Schlafstätte geboten werden.

Im Straßentrakt sind oberhalb der verbleibenden Altmieter die Wohneinheiten untergebracht, die für einen Aufenthalt bis zu 6 Monaten gedacht sind. Das 4-geschoßige Wohnhaus wird dazu um 2 Dachgeschosse erweitert. So wird es zukünftig 2 Wohngemeinschaften im 3. Obergeschoss des Haupthauses geben, 4 Wohneinheiten und ein Büro im 1. Dachgeschoss, sowie 4 Wohneinheiten und eine Gemeinschaftsterrasse im 2. Dachgeschoss. Frauen aus verschiedensten Kulturkreisen soll hier auf relativ engem Raum ein geborgenes, wenn auch temporäres Wohnen ermöglicht werden. Für die Planung der Ausstattung von den Wohneinheiten bedeutet das eine Gratwanderung zwischen Notwendigkeit und Komfort.

In der Gestaltung der Grundrisse wird insbesondere auf die verschiedenen Bedürfnisse von BewohnerInnen und Angestellten eingegangen. Gemeinschaftszonen werden sowohl auf den Wohnebenen als auch im Souterrain angeboten. Letztere – überwiegend von Kinder genutzt – liegt in Sichtverbindung mit dem Innenhof, der durch Neugestaltung und dem Einsatz von freundlichen Farben und Materialien Freiraumqualität erlangen soll.

Auch den Altmietern kommt der Umbau zugute. Die Fassaden des Althauses werden thermisch saniert, die alten Kastenfenster durch Isolierglasfenster ersetzt. Ein Liftzubau an der Hoffassade und ein Müllabstellplatz werden zusätzlich den Wohnkomfort verbessern. Das Thema Sicherheit ist für alle Bewohner gleichermaßen bedeutend. Eine zusätzliche, verschließbare Stiegenhauseingangstüre und die bauliche, sowie sicherheitstechnische Trennung zum Akutzentrum ist die Schlussfolgerung der Planer.

Über der gegliederten Straßenfassade des Althauses setzt die moderne Aufstockung ein dezentes architektonisches Zeichen. Wie zwei Hände in schützender Geste treten zwei zueinander geöffnete Rahmen aus der Dachfläche hervor. Auch das Hauptgesimse wird dabei durchbrochen und die Verbindung zwischen dem Dachgeschoss und dem „Sockel“ des Hauses hergestellt.

Neben architektonischer Kompetenz und sozialer Verantwortung ist bei diesem Projekt auch die Geringhaltung der Kosten trotz enormen Zeitdrucks ein wesentlicher Faktor. Förderungen und Spendengelder wollen nicht verschwendet werden und wer schon einmal ein altes Haus saniert hat, weiß wie diffizil sich die Aufgabe gestaltet vorab schon ein fixes Maßnahmen- und Kostenpaket für den Umbau zu schnüren.

Die weitreichenden Erfahrungen, die im ungeförderten sowie im geförderten Bereich gesammelt wurden, ermöglichen dem Planungsteam präzise und nachhaltige Antworten auf komplexe Aufgabenstellungen wie dem Mutter-Kind Haus zu geben.

(Text auszugsweise: DI Nicole Büchl)

Ort A-1150 Wien

Auftraggeber
Caritas Wien

Projektleitung
Privat: Dipl.Ing.In Erika Senkowsky

Konsulenten
Statik/BauKG: FCP
Haustechnik: GCT
Hofgestaltung: Landschaftsarchitekt Kandl
Bauphysik: Schöberl & Pöll
Elektroplanung: TB-Gebäudetechnik

Zeitraum 2009-2011